Walter Schmitz
( geb.: 05. 01. 1923 in Rheidt,
gest.: 08.11.1989 Bahamas)
Eltern: Emil Schmitz,
Klempner/Installateur, und Helene Schmitz, geb. Landau
Als Informationsquellen dieses Beitrags dienen neben einem eigenen Bericht von Herrn Schmitz die Aussagen eines in Ndk - Rheidt lebenden Jugendfreundes, der bis zu seinem Tod mit ihm Kontakt hatte.
Walter Schmitz hatte 1937 die Volksschule in Rheidt, mit dem Abschluss der 8. Klasse beendet. Er war ein Spitzenschüler, hat die Volksschule Rheidt Ostern 1937 nach Beendigung des 8. Schuljahrs regulär beendet; er verließ lediglich während des Religionsunterrichts von sich aus den Klassenraum und erledigte Hausaufgaben (sein Freund erinnert sich, darauf neidisch gewesen zu sein). Walter Schmitz sprach im übrigen bis zu seinem Tod hervorragend rheinischen Dialekt und kannte viele Dialektausdrücke. Seine Familie war ebenso wie die anderen jüdischen Familien in das Leben im Dorf integriert.
Walter Schmitz zog mit seinen
Eltern 1938 nach Köln und wurde gemeinsam mit ihnen nach Riga
deportiert, wobei das Gepäck von den NS-Schergen auf dem
Bahnsteig in Köln zurückbehalten wurde.
Seine beiden
Eltern, ebenso wie seine Schwester überlebten den NS-Terror
nicht.
Die Eltern Schmitz wurden nach
Aussage des Freundes im Jahr 1942 ( nicht 1941 ) nach Riga
deportiert. Er war 1942 im Reichsarbeitsdienst und erinnert sich, in
dieser Uniform die Familie Schmitz in Köln in einer Art
Sammelunterkunft am Blaubach besucht zu haben. Vater Schmitz zeigte
ihm bei dieser Gelegenheit neues Klempnerwerkzeug, mit dem er sich in
Riga eine neue Existenz aufbauen wollte. Walter Schmitz aber sah
voraus, wie es dann auch wirklich kam : sämtliches Gepäck
blieb bei der Abreise auf den Bahnsteigen zurück und fiel den NS
- Schergen anheim.
Den Vorschlag, noch ein Bier trinken zu gehen,
lehnte Schmitz erstaunt ab : der Freund in seiner braunen Uniform und
er in der Jacke mit dem Judenstern ? - Der Freund erzählte diese
Geschichte als Beleg für die eigene jugendliche Naivität in
dieser Frage.
Walter Schmitz wurde von Köln
aus nach Riga deportiert, wo er in Arbeitskommandos eingeteilt mal
als Mechaniker, mal als Traktorfahrer arbeiten musste Alles in allem
war er insgesamt in elf verschiedenen Konzentrationslagern, die
jedoch nicht einzeln aufgeführt sind.
Eine wichtige Station
ist Stutthof - Danzig, von wo aus er ins Lager Gotentoff gebracht
wurde. Da die russischen Truppen immer näher rückten,
wurden die Gefangenen in der Nacht weiter getrieben, wobei sie in die
falsche Richtung marschierten und von der russischen Armee, die die
SS- Wachmannschaften erschoss, befreit wurden.
Die russischen
Soldaten wiesen den nun befreiten Juden den Weg. Auf diesem Marsch
erkrankte Walter Schmitz an Typhus und wurde in ein russisches
Lazarett (Lauenberg ) eingeliefert, wo er etwa 6-8 Wochen blieb.
Nachdem er entlassen worden war, musste er sich auf sich selbst
gestellt nach Deutschland durchschlagen.
Über seinen
Leidensweg hat er einen ausführlichen
Bericht verfasst
1946 - noch vor der Ausreise in
die USA - hat Walter Schmitz, von Bremen kommend, erstmals wieder
Rheidt besucht. Die Ausreise in die USA ermöglichte ihm ein dort
schon lebender Onkel, in dessen Metzgerei er arbeitete, bis dessen
junge Frau und Erbin den Laden verkaufte.
Eine eigene Existenz,
die er mit einem Freund sich aufbaute, zerbrach durch den plötzlichen
Tod dieses Freundes.
In dieser Phase (bis etwa 1960)
bestand schriftlicher Kontakt nach Rheidt. Den Wunsch, das teure
Penicillin zur Behandlung der Kriegsverletzungen des Freundes konnte
Herr Schmitz aus Kostengründen nicht erfüllen. Der Freund
erinnert sich, dass er sich schwer tat, dies zu verstehen.
Ab ca.
1960 bis zu seinem Tod besuchte er Rheidt sehr regelmäßig,
zwei- bis dreimal jährlich, um im Haus des Freundes wohnend sein
neues Geschäft zu organisieren : er exportierte deutsche
Kosmetika und Naturheilmittel mit bekannten Namen (z. B. Klosterfrau)
in die USA und agierte dort als Großhändler.
Das
Geschäft ging gegen Ende seines Lebens allerdings immer
schlechter, da die Generation, die diese Artikel mit
traditionsreichen Namen kaufte, in den USA ausstarb.
Seine Witwe,
eine ebenfalls deutschstämmige Jüdin, die das Geschäft
weiterführt, hat heute große wirtschaftliche Sorgen.
Walter Schmitz starb im ersten "Urlaub" des Ehepaares auf den Bahamas im Alter von 66 Jahren.
"Gewalt
beendet keine Geschichte"
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